Milchprüfring Baden-Württemberg

Molkereien setzen auf Innovation und Qualität

Die Mitglieder des Milchprüfrings Baden-Württemberg e.V. und des Milchwirtschaftlichen Vereins Baden-Württemberg e.V. trafen sich am 27. Oktober in Ulm-Seligweiler. Als Gast konnten sie Agrarminister Peter Hauk begrüßen.
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Agrarminister Peter Hauk (r.) zu Gast bei den Molkereien im Land, hier im Bild mit Manfred Olbrich, Vorstandsvorsitzender des Milchprüfring Baden-Württemberg e.V. und Milchwirtschaftlicher Verein Baden-Württemberg e.V.
Agrarminister Peter Hauk (r.) zu Gast bei den Molkereien im Land, hier im Bild mit Manfred Olbrich, Vorstandsvorsitzender des Milchprüfring Baden-Württemberg e.V. und Milchwirtschaftlicher Verein Baden-Württemberg e.V. Borlinghaus

Milchviehhalter und Molkereien sind im ländlichen Raum nicht wegzudenken“, sprach Peter Hauk der Branche seine Anerkennung aus. Milchprodukte aus Baden-Württemberg seien weltweit gefragt und damit dies so bleibt, müssten Premiumprodukte hergestellt werden. Den Milchprüfring lobte er als gut aufgestellte und kompetente Prüfeinrichtung. Die Untersuchung der Qualitätsmerkmale und ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika seien heute das A und O. „Bleiben Sie hier in der aktiven Rolle und gehen Sie damit transparent um“, meinte der Minister. Zunehmend gehe es darum, wie die Milch produziert werde. Deshalb sei auch die Zusammenarbeit mit dem Landesverband Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. (LKV) so wichtig. Die Anforderungen an die Tiergesundheit würden ständig steigen, so Hauk.

Politik hinkt dem Markt hinterher
Die aktuelle Milchkrise hätte einmal mehr gezeigt, dass man sich nicht zu sehr auf die Politik verlassen sollte. „Wenn man darauf wartet, dass die Politiker handeln, dann kann man lange warten“, so Hauk. Der Grund: Die Politik sei von Haus aus zu träge, die Abstimmungsprozesse zu langwierig, als dass sie mit den Märkten Schritt halten könne. „Mit den Programmen hinken wir den Marktentwicklungen hinterher,“ so Hauk. In seiner Rede ging er unter anderem auf den Strukturwandel und auf die Investitionsförderung ein. Ein Fazit lautete: „Ich bin kein Anhänger von Größe, aber Größe darf auch kein Ausschlusskriterium sein,“ meinte Hauk zum Beispiel mit Blick auf den geplanten 1000er Kuhstall in Ostrach.

Schulterschluss und Vernetzung
„Unser Milchprüfring ist eine neutrale, unabhängige Organisation, die die objektive Untersuchung der Milch nach Qualität und Inhaltsstoffen bietet,“ meinte der Vorstandsvorsitzende der beiden Vereine Manfred Olbrich. Dies sei die Grundlage zur Herstellung hochwertiger Lebensmittel. „In den immer härter werdenden Märkten ist das gute Miteinander der baden-württembergischen Milchwirtschaft von Vorteil für die Bauern, die Molkereien und die Verbraucher“, so Olbrich. Ziel der Vereine sei die hohen Standards im Land weiter zu verbessern und auszubauen. Auch wenn der Milchmarkt 2015 völlig unbefriedigend verlaufen sei, hätten die baden-württembergischen Molkereien mit ihren Milchauszahlungspreisen deutlich über dem Bundesdurchschnitt gelegen und hervorragende Leistungen für ihre Lieferanten erbracht. „Das ist nicht selbstverständlich“, so Olbrich. Derzeit seien die Märkte und die Milchpreise am Steigen, blickte Olbrich positiv nach vorne.

Neue Verfahren und mehr Automatisierung
Über die Arbeit der beiden Vereine und die Jahresabschlüsse berichtete Geschäftsführer Dr. Markus Albrecht. Im Jahr 2015 habe der Rückgang bei den Milcherzeugern dem langjährigen Mittel von rund fünf Prozent entsprochen. Entsprechend seien Hemmstoff- und Keimgehaltsuntersuchungen leicht zurückgegangen. Auch die Zahl der Milchleistungsprüfungen habe abgenommen, was zum Teil durch weitere Prüfverfahren abgepuffert werden konnte. So wurden die Untersuchungen zur Trächtigkeit weiter ausgebaut, sie lagen erstmals bei 45.000 Proben pro Jahr. Durch neueste Änderungen in der Milchgüterverordnung hätten sich die Zahlen zuletzt wieder erhöht. In den Laboren des Rings, so Dr. Albrecht, halten neue Geräte mit noch mehr Automatisierung Einzug. Mit dem Milchprüfring Bayern arbeite man bereits eng zusammen. Neben Fett, Eiweiß und Laktose ermittelt der Milchprüfring seit dem vergangenen Jahr auch die Omega-3 Fettsäuren in der Milch. „In Holland kann man sogar schon den Weidegang der Kühe über Infrarotmessungen nachweisen. Ich persönlich halte dies für niederländische Metaphysik,“ zeigte sich Dr. Albrecht doch eher schwäbisch bodenständig.

Wahlen und Ehrungen
Bei den Wahlen in den Vorstand wurden Martin Boschet, Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei und Paul Maier, LKV-Vorsitzender, wiedergewählt. Geehrt wurde Horst Kuhnert, FrieslandCampina. Sein Nachfolger im Vorstand Milchwirtschaftlicher Verein Baden-Württemberg e.V. ist seit dem vergangenen Jahr Dirk Schmalz von FrieslandCampina.

Milchprüfring und Milchwirtschaftlicher Verein
Moderne Technik, gute Mitarbeiter mit bestem Fachwissen: Die Genauigkeit der Untersuchungen des Milchprüfrings wird ständig überwacht und weiterentwickelt. Die Ergebnisse lassen sich künftig auch über eine App auf dem Handy abrufen. Grundlage für die Arbeit des Milchprüfrings ist die Milchgüterverordnung. Im Jahr 2015 lieferten 7690 Milcherzeuger 2,2 Mrd. kg Rohmilch an die 19 Molkereien im Land. Hierzu gab es 23,5 Mio. Analyseergebnisse aus der Milchgütebewertung, der Milchleistungsprüfung und dem Rückstandsmonitoring des Milchprüfringlabors. Beim Milchprüfring sind rund 60 Mitarbeiter beschäftigt. Es gibt ein Zentrallabor in Kirchheim/Teck sowie sechs weitere Standorte. Im September 2015 wurde der Betrieb der Zertifizierungsstelle vom Milchprüfring Baden-Württemberg e.V. auf die Milchprüfring Baden-Württemberg – Gesellschaft für Dienstleistungen in der Milchwirtschaft mbH übertragen. Das Jahresbudget des Milchprüfrings beläuft sich auf 3,36 Mio. Euro. Der Hebesatz beträgt 0,13 Cent pro kg Anlieferungsmilch. Beim Milchwirtschaftlichen Verein mit fünf Vollzeitstellen beträgt der Satz 0,03 Cent pro kg, was einem Jahresbudget von rund 650.000 Euro entspricht. Ein Teil davon geht in einen Solidarfonds. Das Leistungsprogramm ist groß: Es gibt unter anderem Rundschreiben und Öffentlichkeitsarbeit, Technische Beratung sowie Schulungen.